Shannon Bool
 Shannon Bool greift konzeptuell auf tradierte Vorstellungen aus dem kunstund kulturgeschichtlichen Bilderkanon zurück und rekontextualisiert deren visuelle Codes. Mit der Migration von Zeichen und der Metamorphose von Bedeutungen in verschiedenen Kulturkreisen und -epochen untersucht sie Veränderungsprozesse, bei denen sie mittels Verschieben, Überlagern oder Collagieren Vergleiche herausarbeitet, nach einem Austausch sucht, aber auch Unterschiede und Konfliktpotenziale sichtbar macht. Als Bildträger ihrer vielschichtigen Arbeiten wählt sie Teppiche, Seidenstoffe oder Fotogramme. Im Gasthaus Richisau verbindet sie in der Schartlistube in der Rauminstallation Maenad Den (2014) in grossflächigen, mehrschichtigen Seiden- und Wandmalereien die mythenumwobene Geschichte der Berge und Wälder des Klöntals mit der griechischen Mythologie. Dabei überlagert sie Bilder von griechischen Mänaden, unberechenbare, im Wald lebende Jägerinnen und Gefährtinnen von Dionysos, dem wilden, ausufernden und ewig feiernden Griechengott, mit Fragmenten von Modeentwürfen des Art-Déco. Daneben collagiert sie Sofa- und Kissenbezüge aus billigen Alltagsstoffen mit Motiven aus der Antike. Ergänzt durch eine Bibliothek zu den Mänaden und dem Dionysoskult nimmt Shannon Bool das Publikum mit auf eine bildarchäologische Reise und verweist gleichzeitig auf Gedanken des Gesamtkunstwerkes und auf das Klöntal als einstiges Aussteigerparadies. Im Kunsthaus Glarus werden überdies die Fotogramme The Analyst (2013) und The Mirror (2013) gezeigt, beides Bildcollagen, in denen sie Motive aus Design und Architektur mit berühmten Modeikonen der Haute Couture der 1920er-Jahre miteinander verschränkt. In den ebenfalls im Kunsthaus ausgestellten Teppicharbeiten – in hochwertiger Qualität von anatolischen Teppichknüpfern hergestellt – wiederum überlagert Shannon Bool eine kunsthistorische Renaissance-Motivik mit digitaler Bildbearbeitung und kontrastiert so Bild und Handwerk, Ideen und Haltungen, westlichen und östlichen Blick von damals und heute.