Noa Eshkol

Von der israelischen Choreografin und Künstlerin werden im Kunsthaus Glarus mehrere grossformatige Wandteppiche ausgestellt. Sie begann 1973 während des Jom-Kippur-Krieges, parallel zu ihrer choreografischen Arbeit, aus gefundenen und gespendeten Stoffresten Wandteppiche zu kreieren. Im Hebräischen hat das Wort «Teppich» auch die Bedeutung «Erzählung», und so sind die Wall Carpets narrative, teils biografische Verarbeitungen des Alltags, der von einem disziplinierten Zusammenleben in einer verschworenen Gemeinschaft von Bewegungsforschenden in einem Haus in Holon in Israel geprägt war. Der Hauptfokus der Arbeit Eshkols liegt in formal strengen, minimalistischen Tanzkompositionen, die auf Rotationen einzelner Körperteile basieren. Grundlage ihrer Innovationen im Tanz bildet ein bahnbrechendes Notationssystem – die «Eshkol-Wachman Movement Notation», die Aufzeichnung von Bewegung in einer Art Tanz-Kaligrafie –, welches sie 1954 gemeinsam mit dem Architekten Avraham Wachman entwickelte und kodierte. Während Eshkols Tanzkompositionen sorgfältig geplant und strukturiert sind, wirken ihre textilen Variationen spontan, bunt und chaotisch. Dennoch ist eine Verbindung erkennbar: Beide Elemente, Tanz und textile Komposition, visualisieren die Grundprinzipien räumlicher Organisation. Noa Eshkol steht in der Tradition des europäischen Ausdruckstanzes, die ihre Wurzeln in den Reformbewegungen der Jahrhundertwende haben. Sie studierte von 1946 bis 1948 bei Rudolf Laban, dem Gründer einer wegweisenden Tanzschule auf dem Monte Verità, die in den 1920er-Jahren viele Anhänger der neuen Tanzkunst anzog, und welche ebenso von Emile Jacques Dalcroze, Suzanne Perrottet und Mary Wigman geprägt wurde. Ebenso gibt es zahlreiche Verbindungen zum amerikanischen Choreografen und Tänzer Merce Cunningham. Heute werden die von Noa Eshkol choreografierten Tanzkompositionen von der Noa Eshkol Chamber Dance Group weltweit aufgeführt. Am Samstag, 21. Juni 2014 tritt die Kompanie aus Holon, Israel, im Kunsthaus Glarus auf.