Jerszy Seymour 

 Der Designer Jerszy Seymour versteht sein Arbeitsfeld in erweiterter Weise. Er betrachtet Design als Gestaltung von vielerlei Situationen, als generelle Beziehung des Menschen zur gebauten und zur natürlichen Welt, zu Mitmenschen und sich selbst: sowohl die Inhabitation der Welt als auch des Denkens. Er stellt Fragen zu alternativen Lebensgestaltungen und hat für die Klöntal Triennale eine begehbare Installation entwickelt: Eine abstrakt-ekstatisch bemalte Holzarchitektur bietet mitten in der Berglandschaft Raum zur Reflexion über alternative politische und wirtschaftliche Strukturen jenseits von Nationalstaaten. Dieses Extra National Assembly #1 (2014) ist für alle offen, und bietet temporären Unterschlupf. Der alternative Denkraum unterliegt einer fiktiven, planetarisch und global statt nationalstaatlich ausgerichteten Orientierung; er erlaubt Blicke in Richtung Nordatlantik, wo das Zusammentreffen von Wasserströmungen zu starker Planktonvermehrung führt ebenso wie solche auf einen fiktiven Planeten oder ein Todestotem. Damit fokussiert er mit den Mitteln des Humors autonome Erneuerungsprozesse und sucht auf visionäre Weise nach einer Transformation von Realität. Gemäss dem Manifest seines laufenden Projektes «New Dirty Enterprises», dem «Non Gesamt Gesamtkunstwerk», bietet das Extra National Assembly #1 ein Angebot zur konspirativen Versammlung und Formulierung einer neuen Gesellschaftsform – selbstverständlich ohne autoritäre Kontrolle.